Fahrradtraining für die Sekundarstufe

Ende September war ich in Berlin auf einer Veranstaltung im bekannten Radsporttempel „Velodrom “eingeladen. Dort fand der Wettkampf der Deutschen Schulmeisterschaft MTB statt, in dessen Rahmen auch die Preise für die fahrradfreundlichsten Schulen Deutschlands in verschiedenen Kategorien verliehen wurden. Dabei handelt es sich um eine Auszeichnung, die vom Netzwerk „Aktion Fahrrad “initiiert und für besonderes Engagement und Angebote rund um die Fahrradmobilität von Schülerinnen und Schüler vergeben wird. Seit diesem Jahr ist auch die Deutsche Verkehrswacht (DVW) Teil des Netzwerkes und unterstützt diese Auszeichnungen, die ich an die Schulen übergeben durfte.

Dass wir dabei sind, ist mehr als passend für unsere Bemühungen in der Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung von Kindern und Jugendlichen. Und der Bedarf in diesem Bereich ist groß. Seit Jahren sehen wir, dass die Vorbereitung auf die sichere Verkehrsteilnahme immer öfter unzureichend ist. Zu viele Eltern geben ihren Kindern nicht genug Gelegenheit, sich eigenständig im Verkehr zu bewegen und wichtige Erfahrungen zu sammeln. Das Elterntaxi ist hierbei ein wesentlicher Kritikpunkt, den ich immer wieder auch als Gefährdung thematisiere. Auch bei der Radfahrausbildung in der Grundschule sind vermehrt motorische Defizite bei den Kindern zu sehen, die aus Bewegungsmangel und fehlender Fahrerfahrung resultieren. Die Einschränkungen während der Corona-Pandemie führten noch zu einer Verschärfung des Problems. In den letzten beiden Jahren entfiel wegen des Lockdowns weitgehend die Fahrradausbildung. Wir haben reagiert und mit unseren digitalen Angeboten Hilfestellungen für die Eltern gegeben.

Hinzu kommt, dass nach der Grundschule eine Lücke in der Verkehrsausbildung klafft und es keine flächendeckenden und verpflichtenden Angebote gibt. Dabei brauchen wir sie dringend, denn mit dem Wechsel in weiterführende Schulen steigt auch das Unfallrisiko in der Altersgruppe. Kinder ab 10 Jahren legen nun weitere Wege zur Schule und in der Freizeit zurück und nutzen häufiger das Fahrrad, wobei sie nun Radweg und Straße nutzen müssen. Mehr als die Hälfte der verunglückten Kinder zwischen 10 und 14 Jahren sind zum Zeitpunkt des Unfalls mit dem Fahrrad unterwegs! Die Fahrradaktionen der Verkehrswacht helfen und sind unverzichtbar, reichen aber nicht aus.

Wir haben uns deshalb schon 2019 für weiterführende Angebote ausgesprochen und gemeinsam mit der Unfallforschung der Versicherer (UDV) im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ein Pilotprojekt für ein Fahrradtraining in der Sekundarstufe I umgesetzt. Aufgrund der erfolgreichen Ergebnisse fassten wir auf der diesjährigen DVW-Jahreshauptversammlung in Mainz einen entsprechenden Beschluss und wollen, dass die Bundesländer dieses Training fest in die Lehrpläne aufnehmen.

Bis wir am Ziel sind, wollen wir diesen Prozess aktiv begleiten und sinnvolle Projekte und Ideen fördern. Wir müssen uns hier als DVW engagieren und das Signal senden, dass Schulen viel dazu beitragen können, um das Fahrrad stärker in den mobilen Alltag zu integrieren. Vor allem darum unterstützen wir gern die Auszeichnung der fahrradfreundlichsten Schule und bringen uns mit unserer jahrelangen Erfahrung ein.

Fahrradtraining für die Sekundarstufe

praesident@verkehrswacht.de

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